Enttäuschungen gehören zur Psychotherapie – doch wie gehen angehende Therapeut*innen damit um?
Im Rahmen des diesjährigen ÖAS-Herbstfestes wurde erneut der mit € 3.000,- dotierte ÖAS-Forschungspreis verliehen.
Die Auszeichnung ging an das engagierte Forschungsteam der SFU-Ambulanz für ihr Projekt:
„Enttäuschungen in der Psychotherapie – Ein systemischer Blick auf Enttäuschungen bei Psychotherapeut:innen in Ausbildung unter Supervision“.
Die feierliche Übergabe fand im Rahmen diesjährigen Festes statt. Entgegengenommen wurde der Preis stellvertretend von Mag.ª Stephanie Weibold, Mag.ª Jana Bernroitner und Mag.ª Birgit Scheiner.
Wir gratulieren dem gesamten Forschungsteam sehr herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung:
Dr.in Birgitta Schiller, Mag.a Stella Becher-Urbaniak, Mag.a Elisa Urban, Mag.a Birgit Scheiner, Mag.a Jana Bernroitner, Maximiliane Mitterhauser, BA, Sarah Schrattenecker, BA, Zelie Bajrami, BA, Lukas Achleitner,Mag.a Stephanie Weibold
Mit diesem Preis würdigt die ÖAS den wertvollen Beitrag des Teams zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem Thema, das im psychotherapeutischen Kontext häufig tabuisiert, zugleich aber von zentraler Bedeutung für Ausbildung und Praxis ist.
Forschungsprojekt: Enttäuschungen in der Psychotherapie
Das diesjährig ausgezeichnete Forschungsprojekt befasst sich mit dem Thema Enttäuschungen von Psychotherapeut:innen in Ausbildung und wie sie mit diesen Erfahrungen umgehen. Während Enttäuschungen von Klient:innenbereits wissenschaftlich untersucht wurden, gab es bislang kaum Studien zur Sicht der (systemischen) Therapeutinnen selbst.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Enttäuschungen ein integraler Bestandteil der therapeutischen Arbeit sind – und dennoch häufig tabuisiert werden. Sie treten in ganz unterschiedlichen Bereichen auf:
- in der Zusammenarbeit mit Klient:innen, etwa durch Therapieabbrüche oder ausbleibende Fortschritte,
- im Selbstbild der Therapeut:innen, wenn hohe Ansprüche nicht erfüllt werden können,
- sowie in der Ausbildung selbst, z. B. durch organisatorische Hürden oder unrealistische Erwartungen an den Beruf.
Gerade für Berufseinsteiger:innen sind diese Erfahrungen besonders prägend. Die Interviews zeigen, dass Enttäuschungen sowohl belastend als auch entwicklungsfördernd sein können: Wer lernt, sie zu reflektieren und offen anzusprechen, gewinnt neue Perspektiven für die therapeutische Haltung und stärkt die eigene Professionalität.
Besonders hilfreich sind dabei systemische Zugänge. Methoden wie Reframing ermöglichen es, Enttäuschungen nicht nur als Scheitern zu deuten, sondern als wertvolle Lernchance. Auch Supervision, Intervision und Lehrtherapie erweisen sich als zentrale Ressourcen im Umgang mit den emotionalen Herausforderungen.
Das Forschungsprojekt trägt damit zur Enttabuisierung des Themas bei und zeigt, dass ein bewusster Umgang mit Enttäuschungen nicht nur die persönliche Resilienz von Therapeut:innen stärkt, sondern auch die Qualität der Psychotherapie insgesamt verbessert. Es leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Ausbildung und zur systemischen Theorie und Praxis.
Wir bedanken uns für das Engagement des Forscher:innenteams und freuen uns die Ergebnisse der Studie im Rahmen eines der nächsten Jour-Fixe und eines Artikels in den ÖAS Medien Interessierten weitergeben zu dürfen. Die Studie ist im Mitgliederbereich downloadbar.