Im systemischen Arbeiten mit Klient:innen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, begegnen uns oft intensive Gefühle von Scham, Sprachlosigkeit und Schuld – nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern häufig auch im sozialen Umfeld und im therapeutischen Prozess.
In diesem Seminar wollen wir erforschen, wie sich Scham als relationales Phänomen in Systemen zeigt und wie wir als Therapeut:innen mit diesem sensiblen Thema sicher und professionell umgehen können. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Wie sprechen wir Scham an, ohne sie zu verstärken?
- Wie begleiten wir Betroffene systemisch und ressourcenorientiert, ohne zu retraumatisieren?
- Welche systemischen Sichtweisen helfen, Schuld und Verantwortung klar zu differenzieren?
Neben einem theoretischen Überblick zu Scham, Trauma und familiärer Dynamik werden zentrale systemische Interventionen vorgestellt und praktisch erfahrbar gemacht, darunter:
- Genogrammarbeit mit Fokus auf transgenerationale Traumatisierungen,
- zirkuläre und hypothesenbildende Fragen zum Umgang mit Tabus,
- Externalisierungsprozesse zur Entlastung und Neupositionierung,
- Aufstellungsarbeit im Einzel- oder Gruppensetting,
- sowie Arbeit mit Metaphern und Symbolen, um Unsagbares ausdrückbar zu machen.
Ein sicherer, achtsamer Rahmen unterstützt die Selbsterfahrung und Reflexion der eigenen Haltungen, Trigger und Grenzen. Ziel ist es, das eigene therapeutische Repertoire im Umgang mit schambesetzten Themen zu erweitern und systemische Kompetenz in diesem herausfordernden Feld zu vertiefen.
Referent: Michael Geiger
Psychotherapeut (Systemische Familientherapie),

