Als Therapeut:innen haben wir einen Beruf gewählt, in dem wir eingeladen sind, Menschen in manchmal sehr schwierigen Lebensphasen zu begleiten und dabei auch viel Leidvolles, Kränkendes, Überforderndes, ohnmächtig Machendes erzählt zu bekommen.
Manche dieser Erzählungen lösen in uns starke Reaktionen und Emotionen aus – sei es aus Empathie, sei es aber auch aus einer Erinnerung an selbst Erlebtes, das wir bereits „verarbeitet“ glaubten. Wut, Trauer, Entsetzen, Angst aber auch Müdigkeit, Hilflosigkeit, Widerstand können in uns Auftauchen - Manches davon ist erwartbar, in anderen Momenten sind wir aber über unsere starke (innere) Reaktion erstaunt und erleben es als schwierig, diese einzuordnen: wir wundern uns und haben das so nicht erwartet.
Wir werden in diesem Seminar darüber reflektieren, wie unsere persönlichen Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen in unserem eigenen Leben aber auch im gesellschaftlichen bzw. weltpolitischen Kontext in Resonanz mit dem Erleb(t)en unserer Klient:innen gehen: Wie beeinflusst dies unser Zuhören, Aufgreifen, Vertiefen, und Erweitern des Klient:innen-Narrativs. Was hilft, in einer neugierigen, offenen und neutralen Haltung hilfreich zu bleiben, wenn in uns etwas unerwartet stark in Resonanz oder Dissonanz geht? Welche Chance liegt vielleicht auch darin, eigene Themen nochmals zu „besuchen“?

